Zusammenfassung
Ärzte bewegen sich bei ihrem Verordnungsverhalten im widersprüchlichen Spannungsfeld
von Wirtschaftlichkeit, Behandlungsqualität und Therapiehaftung. Im Rahmen einer Analyse
mehrerer Pharmakotherapieprojekte im generikafähigen Markt werden die Auswirkungen
einer standardisierten Medikamentierung auf die Wirtschaftlichkeit des Verordnungsverhaltens
der beteiligten Praxen untersucht. Die Auswertung erfolgt auf Basis pseudonymisierter
Behandlungsdaten aus 120 Praxen über einen Zeitraum von 3 Jahren. Es zeigt sich, dass
die Entwicklung der Gesamtkosten unter denen des Bundesdurchschnitts liegt. Die durchschnittlichen
Kosten je Verordnung liegen sogar regelmäßig niedriger als die Vergleichswerte der
günstigsten Kassenärztlichen Vereinigung. Daraus lässt sich begründet ableiten, dass
Ärzte mithilfe sorgfältig erarbeiteter Pharmakotherapie-Standards sehr kostengünstig
verordnen können. Gleichzeitig können sie in Verbindung mit einem angemessenen Ausschluss
der Rabattvertrags-Substitution ein höheres Maß an Patienten-Compliance sowie eine
Verringerung von Nebenwirkungen erreichen. Damit ist es möglich, parallel zur verbesserten
Wirtschaftlichkeit auch das therapeutische Haftungsrisiko zu verringern. Die organisatorische
Durchführung der analysierten Projekte wurde durch verschiedene Arztnetz-Managementgesellschaften
geleitet und geleistet. Gerade im ambulanten Bereich des Gesundheitswesens werden
häufig fehlende Verbindlichkeit und organisatorische Kompetenz auf Seiten der Leistungserbringer
kritisiert. Außerdem fehlt i. d. R. die Möglichkeit zur Messung konkreter Projektergebnisse
und Wirtschaftlichkeitsvorteile. Diese Faktoren können in den betrachteten Projekten
nachgewiesen werden. Weitere Verbesserungsmöglichkeiten bieten die Einbettung solcher
Projekte in den Rahmen von IV-Verträgen. Die neuen Regelungen des AMNOG bieten Möglichkeiten
einer gemeinsamen Beteiligung verschiedener Akteure im Gesundheitswesen. Dies eröffnet
Potenziale, die deutlich über reine Kostensenkungsmöglichkeiten hinausgehen.
Abstract
Prescribing medicine brings Doctors under pressure concerning the reluctant aims of
cost effectiveness, quality of medical attendance and therapeutical liability. A study
of several pharmacotherapy projects reflects the consequences of standardized prescription
patterns concerning generics. The analysis was made by using original, but pseudonymized
data extracted out of the medical information systems. There were 120 doctors offices
taking part in the survey for a period of 3 years. Results show, that growth of total
costs are below the German average. Also average costs of a single prescription are
constantly lower than the comparable values of the most cost effective German region.
Based on these results it is stated, that those doctors who are consequently using
elaborated prescription standards can provide a very cost effective therapy. At the
same time it is possible for them to reach a higher patient compliance and less side
effects by using the “aut idem”-rule appropriately regarding rebate contracts. By
this, it is possible to reduce the doctor’s therapeutical liability while realizing
higher cost effectiveness. The projects were basically organized by doctor’s networks.
Health insurances in the past often missed reliability and a necessary professional
organisation at the doctors’ side. Typically the possibility to monitor project results
and to measure the resulting cost savings is also missing. These study shows that
both key factors can be provided from doctor’s side with some external help. Further
improvements can be made by embedding such projects in the framework of selective
contracts. In this context, new regulations of the German AMNOG-law provide the opportunity
to cooperate with new players of the public health sector. This provides opportunities
that are going far beyond singular cost saving effects.
Schlüsselwörter Pharmakotherapie - Behandlungsqualität - wirtschaftliche Medikamentierung - Therapiehaftung
- Arztnetze - Selektivverträge - AMNOG
Key words pharmacotherapy - medical attendance - cost effective prescribtions - therapeutical
liability - doctor’s networks - (selective contracts) - AMNOG